Donnerstag, 8. April 2010

ein pint und eine pinte - besuch in der methalle

Man kommt nicht vorbei beim Lesen von irischen Büchern am Trinken.
Erdnussbutter taugt übrigens nix als Whiskey-Substitut, aber das mag die Wenigsten wundern.
Wenn man Ken Bruen liest kommt man nicht umhin zu trinken. Literales Saufen auf Kolateralschadenniveau. Wenn man Ken Bruen liest dann kriegt man Durst, unweigerlich und aller daraus resultierenden Konsequenzen (als ob sie das nicht immer tun) aufs schönst beschriebene Maß gewahr. Von der Muse gepackt fühlt man sich quasi an den Haaren (?) in die nächste Kneipe* (im weiteren Verlauf liebevoll Pinte genannt) gezerrt.



Wenn man nun nicht besonders lange Haare hat oder einfach wenig Bock auf Kneipen* (hier noch allgemein gemeint, deshalb nicht extra liebevoll als Pinte bezeichnet), dann stellt dies ein maximal 1,3 Bücher lang zu ignorierendes mögliches Problem dar. An Kneipen* (siehe oben) mangelt es hier fern der Insel nicht. Gar habe ich vor einiger Zeit den Stadtteil meiner damaligen Behausung, ob seiner Kneipen* (ich war jung und wußte es nicht besser) (mitunter) ausgewählt. Übrigens nur um dann doch nicht hinzugehen, hingezogen sehr wohl trotz Schädelrasur.


Meine erste Wohnung in HH zeichnete sich dadurch aus, dass es eine Ecke mit beeindruckenden Öffnungszeiten vor der Tür gab. Da man die Ecke auf jedem Heimweg passierte, erfreute die Tatsache, dass man zu jeder noch so verkackten Uhrzeit, immer noch wen beim Saufen antraf. Und es gab meistens auch immer einen, der mindestens noch mehr im Arsch war. Das beruhigt ungemein - vorm Einschlafen, endlich zu Hause, kurz vorm Schleuderkoma, wenn man weiß, dass es auch viel schlimmer hätte enden können. Prä-Kater Stimmung beim Einschlafen - Schadenfreude ist nicht dasselbe wie Schadensbegrenzung.



Wenn man Ken Bruen liest verachtet man die Ecke, man bespuckt sie nicht, noch spricht man schlecht von ihrer Mudder, denn es gibt bedeutend schlimmere Kneipen* (hier jetzt mal abfällig gemeint) und die Ecke verdient Respekt gezollt zumindest für ihre hartnäckigen Öffnungszeiten. Hingehen tut man trotzdem nicht.
Hier um die Ecke gäbe es sogar gleich zwei Pinten* (jetzt mit viel Wohlwollen ausgesprochen). Hier ist Ecke jetzt geographisch bis fußläufig gemeint, muß ja auch heimfindbar sein. Der Rückweg ist natürlich mit viel mehr Bedacht zu bedenken als das Haaregeschleife beim Hinweg. Meine Wahl fiel auf die, in der ich noch nie war, gute Wahl.



Natürlich ist es ein müßiges Unterfangen in eine Pinte* (gilt übrigens für alle Kneipen) einzugehen, dennoch weiß Ken Bruen einen Grund zu verpflanzen, denn man sich nicht so ohne weiteres aus den Locken schüttelt:
Guinness; kalt - modrig - und frisch gezapft - legt es sich wie ein Sumpf über die darin versinkenden Synapsen. Man kann vieles saufen, das malzige Bier der Kelten bildet da keine so glorienverzierte Ausnahme, aber Guinness ist das einzige Bier (das allereinzigste von allen), das man nur frisch gezapft trinken kann.



Für die meisten Destillate und Vergärungen bietet sich oftmals kein besserer Ort, als das traute Heim bei der Verköstigung. Die Vorteile liegen dort einfach besser auf der Hand, besser als das Gefühl besoffen auf der Strasse der Desorientierung zu liegen, besser auch als mit einem schmutzigen Stock ins Auge. In Kneipen* (jetzt mal so in die Runde gesprochen) nerven meistens die Menschen und oftmals kann man froh sein, wenn es nur dabei bleibt. Trinken, ernsthaftes Trinken (und wenn ich ernsthaft meine, dann denke ich an Max Goldt, die Radiotrinkerin) bleibt allgemein gefasst ein reines Privatvergnügen (damit muß jeder alleine klarkommen). Nur wird man dort, mangels benötigten Zapfenstreichs zumeist des frischen Guinness Genusses beraubt. Das kann man bei näherer Betrachtung auch ohne Ken Bruen nur schwer hinnehmen, mit ihm wird dies gänzlich unmöglich. Zielsicher und schopfgesteuert späht man wachen Blickes also nach einer Pinte* (keine Kneipe) im Zielgebiet.



Dort vorstellig werdend, findet man sich auf einem harten (Strafe muß sein und Autoagression darf beim gewissenhaften Trinken natürlich nie fehlen) Stuhl wieder - es ist alles wie es sein soll. Das schwarze Bier wird wohltemperiert aus passenden Pints* (kein hinlängliches Muß für eine Pinte, aber Ken Bruen hätte nix anderes akzeptiert) gereicht, die Einrichtung ist belanglos bis störungsfrei, am Tresen sitzt ein Wachposten (so, wie es sein soll) und niemandem verlangt es nach vielen Worten. Hingehen - Trinken - Fresse halten! Der Beleuchtung ist schummerig, der Tresen ist das Einzige was Notiz von Dir nimmt und die besteht aus gezählten Pints. Es gibt sogar einen Kamin, dass er nicht Feuer und Flamme, ob meines ersten Besuchs war, erschien mir aber nur zurückhaltend bis angebracht. Es gibt die üblichen Bilder an der Wand, austauschbar, unverfänglich, vielleicht kann sogar jemand eine Geschichte darüber erzählen, die will dann aber niemand hören.



Eine Pinte zu haben ist gut. Ich weiß nicht, ob ich noch oft hingehen werde - vielleicht wenn das dritte Buch Jack Taylors Untergang beschreibt, vielleicht auch wenn der Sommer mich zwingt dem Wetter zu huldigen. Es ist auch egal, viel besser als dort zu sitzen ist der Gedanke es zu können, am Besten ist natürlich das vollkommene Guinness, aber das gibts eben nur dort.

Schicksal - Sláinte

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